1.Weser-Elbe-Radmarathon am 8. September 2018

Die Fahrt ist leider schon eine Weile her, aber vorher kam ich einfach nicht zum Schreiben.

Auf irgendeiner RTF (kann mich nicht mehr erinnern welche), die ich mit Reinhard gefahren bin, erzählte er mir, dass er sich für diesen (seinen ersten) Radmarathon angemeldet habe und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mitzukommen. Da ich dies immer erst mit meiner "Regierung" abklären muss, konnte ich nicht gleich zusagen und wies außerdem darauf hin, dass ich samstags kein Auto hätte, da dies für Einkäufe von meiner Frau benötigt wird. Kein Problem meinte er, ich könne ja mit ihm zusammen fahren. Gut, also die Erlaubnis meiner Regierung eingeholt und nachdem ich meiner Frau erklärt hatte, dass sie mich gegen 04:00 nach Soltau fahren müsse sogar das Auto für diesen Tag erhalten:-) Also habe ich mich gleich am nächsten Tag über die eigens eingerichtete Webseite für diese Veranstaltung angemeldet. Ebenfalls auf dieser Webseite konnte man nachlesen, dass sich zur Planung, Organisation und Durchführung 4 Vereine (BSV Buxtehude, MTV Bokel, MTV Himmelpforten und der TSV Bremervörde) zusammengefunden hatten. Angesichts der Personalprobleme, die es bei solchen Großveranstaltungen in allen Vereinen leider immer häufiger gibt, wohl die einzige Möglichkeit einen Radmarathon an den Start zu bringen. Soweit die Vorgeschichte.

Reinhards Plan war, pünktlich um 07:00 in Buxtehude zu starten, was bedeutete, dass wir so gegen 06:30 dort aufschlagen müssten, Abfahrt von Soltau aus dann gegen 05:00 Uhr. Auf Grundlage dieser Planung schälte ich mich am Samstag so gegen 03:00 aus dem Bett, denn auch mein Rad und die Klamotten mussten noch verstaut werden, da meine Frau am Freitag noch zum Kindergeburtstag war und das Auto erst weit nach Mitternacht erst wieder in der Garage stand. Nachdem dies erledigt war gabs noch schnell 1,2 Kaffee und etwas Müsli. Irgendwie war ich innerlich wohl doch etwas aufgeregt, denn ich musste vor Abfahrt noch mehrmals die Toilette aufsuchen. Erst einmal unterwegs legte sich die Aufregung, dafür hatte ich weiterhin mit Müdigkeit zu kämpfen. So gegen 04:45 kam ich in Soltau bei Reinhard an und nach kurzem Umladen von Rad und Klamotten in Reinhards Auto ging es weiter Richtung Buxtehude. Viel habe ich von der Fahrt nicht mitbekommen, da ich meiste Zeit vor mich hindöste. Ja, und gegen 06:30 erreichten wir tatsächlich den Parkplatz am Schulzentrum Süd in Buxtehude. Dort warteten auch schon ein paar weitere Teilnehmer, standen jedoch vor verschlossenen Türen. Kurze Zeit später klärte sich die Lage - die Anmeldung lag auf der anderen Seite des Gebäudes. Nachdem wir dort unsere Unterlagen in Empfang genommen und noch ein dringendes Geschäft erledigt hatten, ging es zurück zum Auto um uns und die Räder fertig zu machen. Beim Umziehen war mir dann so kalt, dass ich Arm- und Beinlinge anzog und zusätzlich meine Regenjacke noch darüber. Reinhard, der anscheinend einen besseren Wärmehaushalt als ich hat, begnügte sich mit Armlingen und einer Windweste. Zwischenzeitlich war auch Peter vom RV Altona eingetroffen, mit dem ich früher einige Radmarathons und Brevets gefahren bin. Leider haben wir uns beim Start irgendwie verpasst, so dass wir ihn erst später in Himmelpforten wiedertreffen sollten. Reinhard und ich machten uns so gegen 06:58 "auf die Socken" - es war kalt und sehr, sehr windig. Trotz meiner Regenjacke und flotter, anstrengender Fahrt war ich die ersten Kilometer ordentlich am Schlottern und die Füße wollten so gar nicht warm werden. Wie gewohnt wechselten Reinhard und ich uns in der Führung ab (meist waren wir alleine auf der Strecke, später aber auch zeitweise zu viert). Bei den Marathons bilden sich in der Regel keine großen Gruppen (und wenn, dann sind es meist Mitglieder eines Vereins) da auf den Langstrecken eigentlich jeder sein Tempo fahren muss. So ging es auf meist guten, aber wenig befahrenen Straßen durch eine, wie ich fand, auch abwechslungsreiche Landschaft immer aber, mal stärker mal weniger stark gebremst durch einen strammen Gegenwind. Nach ca. 43Km erreichten wir gegen 08:35 die erste Verpflegungsstelle (K1) in Seedorf. Auch war es mittlerweile etwas wärmer geworden, 10°C hatten wir "schon". In Seedorf gab es leckeren Butterkuchen, aber keinen Stempel (den gibt's erst in Bokel, wurde uns gesagt). Nach einer kleinen Stärkung ging es wieder auf die Piste. Es folgten weitere ca. 50Km Kampf gegen den Wind auf zum Teil nicht enden wollenden, immer geradeaus verlaufenden Straßenabschnitten. Da habe ich doch das eine oder andere Mal, wenn eine Windböe einen mal wieder von Tempo 30Km/h auf gefühlt 5Km/h runtergebremst hatte, leise vor mich hin geflucht. Aber wie sagt mein Freund Peter immer "Wind stärkt den Charakter" ;-)

In Bokel angekommen (ca. 10:35) gab es dann tatsächlich einen Stempel und wieder leckere Verpflegung. Ich verdrückte weitere 2 Stücke frischen Butterkuchen und füllte meine Getränkeflaschen auf. Eine knappe Viertelstunde später setzten wir unsere Fahrt fort.

Ca. 30Km später sollten wir K3 erreichen – allerdings, finden konnten wir es nicht. Da es an K3 eh nur Getränke geben sollte hielten wir uns nicht lange mit der Suche auf, sondern fuhren direkt weiter. Mittlerweile hatten wir bereits beachtliche 16°C, so dass Reinhard sich genötigt sah, sich seiner Armlinge zu entledigen. Ich persönlich schwitze lieber, also behielt ich meine Regenjacke an. Nach gut 138 Kilometern - wir hatten jetzt zum Teil auch ordentlichen Schiebewind - erreichten wir die Fähre in Brobergen (muss so gegen 12:25 gewesen sein). Da man eine Weile warten musste, bis man auf die Fähre konnte, schlossen einige Fahrer wieder auf, die wir zuvor überholt hatten. Das Übersetzen mit der Fähre war eine willkommene Abwechselung, bevor es wieder aufs Rad ging. Jetzt war es nicht mehr weit bis zur Verpflegungsstelle in Himmelpforten, an der es auch Warmverpflegung geben sollte.

Gegen 13:00 Uhr trafen wir dort ein. Und tatsächlich, es gab Pasta mit Tomatensoße oder Bolognese - wenn man wollte. Ich gehöre leider zu denen, die unterwegs nichts essen können. So begnügte ich mich damit meine Flasche mit Cola aufzufüllen und gönnte mir zusätzlich ein paar Haribo. Peter allerdings saß bereits an einem der draußen aufgestellten Tische und ließ sich seinen Teller Pasta schmecken. Er erzählte mir, dass er wohl die meiste Zeit alleine unterwegs gewesen war und froh wäre, mal wieder etwas im Windschatten fahren zu können. Da er allerdings schon vor uns wieder los wollte sagte ich ihm, er solle doch langsam vorfahren, wir würde ihn dann später aufgabeln. Vorweg genommen - dazu kam es aber nicht, wir haben ihn erst im Ziel wieder getroffen.

Reinhard, der anscheinend Gott und die Welt kennt, war wieder mal in ein Gespräch vertieft, so dass ich ihn darauf aufmerksam machen musste, dass mir kalt wird, wenn wir denn nicht bald loskämen - das half. Gegen 13:12 Uhr ging es weiter bei mittlerweile 19°C zur letzten Kontrolle in Grünendeich (K5). Auf dem Weg dorthin mussten wir allerdings einen längeren Zwangsstopp an der für einen kleinen Segler hochgefahrenen Klappbrücke über die Schwinge einlegen. Dort pfiff uns mal wieder eine echt steife Brise um die Ohren und ich war froh, als es endlich weiterging. Auf Höhe Lühesand legten wir noch einen kurzen Stopp ein, weil Reinhard noch eine am Deich grasende Herde Schafe fotografieren wollte ;-)

Bei Km 185 erreichten wir dann die letzte Verpflegungsstelle in Grünendeich gegen 14:40 bei inzwischen 25°C - nun war auch mir warm. Auch hier nur eine kurze Stärkung und etwas getrunken und weiter ging es ostwärts über Lüheanleger, Neuenschleuse und Jork-Borstel bis wir dann nach der Großen Brack wieder auf Südkurs Richtung Buxtehude schwenkten. Auf den letzten vielleicht 15 Kilometern wurden wir von einer fünf Mann starken Gruppe überholt, an die wir uns für die restliche Strecke dranhängten. Gegen 15:50 erreichten wir dann wieder unseren Ausgangspunkt, das Schulzentrum Süd, nach gesamt zurückgelegten 211 Kilometern. Schnell wurden die Räder verstaut um dann unsere Kontrollkarten abzugeben und unsere Wertungskarten zu empfangen. Zugegeben, ein wenig stolz waren wir schon, es geschafft zu haben. Und dass, trotz des auf der ersten Hälfte recht starken Gegenwindes, mit einem 27iger Schnitt.

Bei einem kalten Weizen (natürlich alkoholfrei) und einer super leckeren und riesigen Krakauer Wurst ließen wir die Strecke nochmal Revue passieren und waren uns auch mit allen anderen Teilnehmern einig: dies war eine tolle Veranstaltung, mit einer schönen Streckenführung, hervorragender Ausschilderung, super Verpflegung und superfreundlichen Helfern an und neben der Strecke.

Es bleibt zu hoffen, dass die 4 Vereine es auch im nächsten wieder schaffen, einen Radmarathon auf die Beine zu stellen - Reinhard und ich wären auf jeden Fall wieder dabei.

Für den Fall, dass jemand die Strecke nochmal virtuell nachfahren will - hier ist wieder der Link zu der visualisierten Strecke, die Reinhard erstellt hat: https://www.relive.cc/view/1827451397

Mit sportlichen Grüßen Ralf